Wirkung entfalten, Zukunft gestalten: Impact-Management im Kulturbereich

Julia Römhild

Julia Römhild ist Akademische Rätin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und koordiniert und lehrt im Masterstudiengang Kunstvermittlung und Kulturmanagement. In ihren aktuellen Forschungsarbeiten befasst sie sich insbesondere mit Fragestellungen im Bereich des Kulturmarketing und -managements, der Nachhaltigkeit von Kulturbetrieben sowie mit Methoden der Publikumsforschung und Impact-Messung.

Im Jahr 2024 stehen wir an einem entscheidenden Wendepunkt, an dem die Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung und die damit einhergehenden gesellschaftlichen Transformationen dringlicher denn je sind. Auch Kulturinstitutionen und Kulturschaffende müssen ihre Rolle neu definieren und sich als aktive Akteur:innen innerhalb des globalen Wandels positionieren. Dabei geht es nicht mehr nur darum, Kultur zu bewahren und zu vermitteln, sondern darum, wie diese Institutionen und Akteur:innen als Change Agents zur Lösung sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Herausforderungen beitragen können. Im Zentrum dieser Überlegungen steht das Konzept des Impact-Managements – ein Ansatz, der darauf abzielt, die Wirkung kultureller Projekte nicht nur zu entfalten, sondern auch sichtbar und messbar zu machen.

Mit „Impact“ sind dabei positive und negative, beabsichtigte und unbeabsichtigte, mittelbare und unmittelbare Auswirkungen institutioneller Aktivitäten auf die Gesellschaft gemeint. Es gibt bereits zahlreiche vielversprechende Ansätze im Kulturbereich, um positive gesellschaftliche Wirkungen (Societal Impact) zu erzielen. Dazu gehören partizipative Formate, die Schaffung sogenannter Dritter Orte und gezielte Outreach-Programme, die neue Zielgruppen ansprechen und kulturelle Teilhabe fördern. Doch trotz dieser Ansätze bleibt die Herausforderung bestehen: Wie können die (langfristigen) Auswirkungen solcher Maßnahmen sichtbar gemacht werden? Wie können Kultureinrichtungen und Kulturschaffende sicherstellen, dass ihre Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung im Sinne der Agenda 2030 nicht nur abstrakt bleiben, sondern konkret und messbar sind?

Ein innovatives Beispiel bietet das Lehrprojekt „Dein Kunstpalast – Ansätze zur Impact-Messung“ an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (2024).

In Zusammenarbeit mit der Stiftung Museum Kunstpalast, der Fritz Henkel Stiftung und dem Masterstudiengang Kunstvermittlung und Kulturmanagement entwickelten Studierende Ansätze zur Impact-Messung in Kultureinrichtungen – ein bisher einzigartiges Projekt in diesem Bereich. Ziel war es, ein tieferes Verständnis für die Wirkung kultureller Projekte zu entwickeln und Ansätze zu erarbeiten, wie diese systematisch erfasst und bewertet werden können. Im Rahmen des Projekts konnten die Studierenden sich mit Expert:innen aus der Kulturberatung und kulturbetrieblichen Praxis austauschen, spannende Vorträge hören und in Workshops praktische Messinstrumente zur Durchführung von Impact-Messungen entwickeln. Im Ergebnis konnten vier Wirkungspfade aus den Bereichen Bildung, Gesundheit, Gemeinschaftsbildung und Partnerschaften validiert sowie weit mehr als 25 Indikatoren zur Messung des Societal Impact abgeleitet werden, die es weiterhin zu konkretisieren gilt. Wie bei der Impact-Messung selbst ist auch der Weg dahin kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf. Eine weitere zentrale Erkenntnis: Es ist notwendig, Prioritäten zu setzen, aber gleichzeitig offen für neue Erkenntnisse zu bleiben.

Die Herausforderungen der Zukunft erfordern neue Ansätze und Strategien. Kulturinstitutionen und Kulturschaffende müssen ihre Rolle als Vermittler:innen und Bewahrer:innen von Kultur neu denken, um ihre Wirkung nicht nur zu entfalten, sondern auch sichtbar zu machen. Hier setzt das Impact-Management an: Es bietet die Werkzeuge, um die Wirksamkeit kultureller Projekte strategisch zu integrieren, systematisch zu erfassen und die Ergebnisse transparent zu kommunizieren. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie gut es Kulturinstitutionen und Kulturschaffenden gelingt, als Change Agents den kulturellen Sektor in eine zukunftsfähige Richtung zu lenken und so aktiv zu einer gerechteren und nachhaltigeren Welt beizutragen.

Julia Römhild ist Akademische Rätin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und koordiniert und lehrt im Masterstudiengang Kunstvermittlung und Kulturmanagement. In ihren aktuellen Forschungsarbeiten befasst sie sich insbesondere mit Fragestellungen im Bereich des Kulturmarketing und -managements, der Nachhaltigkeit von Kulturbetrieben sowie mit Methoden der Publikumsforschung und Impact-Messung.