Neun Thesen zur Zukunft

Dirk H. Beenken

Dirk H. Beenken ist seit 25 Jahren Unternehmerberater und seit 15 Jahren in der Geschäftsführung von Kulturunternehmen. Er hat die Erfahrung von mehr als 140 Projekten zur Neuorganisation und Reorganisation innovativer Unternehmen und verfügt über Know-how in Turnaround und Sanierung, dem Aufbau innovativer Geschäftsmodelle und der Initialisierung von Unternehmertum bei Führungskräften und Mitarbeitern. Aktuell ist er Geschäftsführer der Musikkultur Rheinsberg gGmbH.

  1. Zukunft wirkt heute
    „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“, soll Winston Churchill einmal gesagt haben. Doch so unsicher das Bild der Zukunft auch sein mag: Nichts beeinflusst unser heutiges Handeln stärker als die Vorstellung, die wir von unserer persönlichen Zukunft oder der Zukunft unserer Umgebung haben. Die Zukunft wirkt also nicht erst morgen, sondern schon heute. Das gilt nicht nur für Einzelpersonen, sondern ebenso für Organisationen und Unternehmen.
     
  2. Das Bild der Zukunft macht den Unterschied
    Zukunft ist ein höchst individueller und keinesfalls objektiver Blick auf das, was kommen wird. Es gibt nicht das eine, allgemeingültige Bild der Zukunft, denn es wird geprägt durch persönliche Einschätzungen und Perspektiven. So wie sich die Zwänge und Potenziale der Gegenwart unterscheiden, variieren auch die Bilder der Zukunft – von Person zu Person, von Organisation zu Organisation, von Unternehmen zu Unternehmen und, in unserer heutigen Zeit besonders wichtig, von sozialem System A zu sozialem System B. Die Art und Weise, wie Zukunft wirkt, hängt davon ab, welches Bild wir von ihr haben und welche Vorstellungen davon unser Handeln im Heute bestimmen.
     
  3. Zukunft ist unser Motor
    Zukunft ist etwas, das wir anstreben wollen – ein Ziel, das wir erreichen möchten. Damit wird sie zu einem wichtigen Motor und verbindenden Element für soziale Netzwerke, Organisationen und Unternehmen. Ein gemeinsames Bild der Zukunft vereint uns, weil es zu einem gemeinsamen Ziel wird, das unser Handeln und unsere Organisationen prägt.
     
  4. Zukunft bestimmt, wer und wo wir sind
    Unsere Position im sozialen Raum wird nicht nur durch den Rückblick auf die Vergangenheit, durch den Blick auf die Gegenwart, sondern auch durch den Ausblick auf die Zukunft bestimmt. Diese soziale Position bestimmt uns, in Bezug auf unser Handeln und vor allem in Bezug auf unser Verhältnis zu anderen Mitgliedern unseres sozialen Umfelds.
     
  5. Zukunft muss gemeinsam sein
    Organisationen erfordern ein abgestimmtes Handeln ihrer Mitglieder. Wenn das Bild der Zukunft das Handeln von Individuen prägt, müssen die Mitglieder einer Organisation ein gemeinsames Zukunftsbild haben, um gemeinsam und abgestimmt handeln zu können.
     
  6. Zukunft wird beschlossen, immer wieder
    Dieses Bild entsteht nicht von allein, sondern muss immer wieder neu erarbeitet und angepasst werden. In Organisationen und Unternehmen wird das Zukunftsbild deshalb im ständigen Dialog entwickelt, validiert, abgestimmt und regelmäßig an die Ereignisse der Gegenwart angepasst. So entsteht ein gemeinsames, gültiges Bild der Zukunft für alle Mitglieder, das für sie handlungsleitend ist. Das Bild der Zukunft ist das Ergebnis eines kontinuierlichen Dialogprozesses der Mitglieder einer Organisation. Zukunft ist in diesem Sinne, mit Watzlawick gesprochen, ein sozialer Kontrakt der Organisationsmitglieder. Sie wird kontrahiert, beschlossen. Diesen Prozess der Kontrahierung zu moderieren und zu steuern, ist entscheidende Aufgabe der Führung einer Organisation.
     
  7. Zukunft muss wirksam sein
    Besonders herausfordernd ist dabei, dass es bei dieser Aufgabe nicht nur darauf ankommt, ein möglichst von allen getragenes Bild zu erarbeiten, sondern auch eines, das im Sinne der Zwecke und Ziele der Organisation wirksam ist. Ziel ist also Gemeinsamkeit im Bild und Wirksamkeit des Bildes im Sinne des Organisationszwecks. Nur wenn diese beiden Bedingungen gegeben sind, ist Führung erfolgreich.
     
  8. Zukunft ist immer wahr
    Ob die Zukunft tatsächlich so wird, wie es ihr Bild in der Organisation beschreibt, ist zweitrangig. Dass wir gemäß den Prognosen des Club of Rome längst in einem Energienotstand, in der Klimakatastrophe oder im sozialen Darwinismus leben müssten, spielt eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist nicht, ob die Vorhersagen des Clubs eingetreten sind, sondern dass sie lange Zeit handlungsleitend für Politik, Gesellschaft, Individuen, Parteien und soziale Netzwerke waren und sind. Diskussionen, ob eine Prognose richtig war, sind müßig. Die Frage ist, ob das aus dem Bild der Zukunft abgeleitete Handeln der Organisation heute erfolgreich und wirksam ist.
     
  9. Zukunft verbindet und eint
    Wenn die Mitglieder einer Organisation ein einheitliches Bild der Zukunft teilen, können damit trotz unterschiedlicher Standpunkte gemeinsame Ziele und koordiniertes Handeln entwickelt werden. Ein gemeinsames Zukunftsbild schafft Zusammenhalt und Gemeinsamkeit – über die Grenzen der Gegenwart hinaus. Nicht die momentane Situation oder individuelle Empfindungen, sondern das gemeinsam erarbeitete und sozial kontrahierte Ziel vereint Menschen, Mitarbeitende, Führungskräfte, Bevölkerung, Politik und Parteien. Nur wer dasselbe Ziel hat, wird zusammenfinden und zusammenarbeiten. Oder wie es die Lateiner formulierten: „Nur wer sein Ziel kennt, findet den Hafen.“

 

Dirk H. Beenken ist seit 25 Jahren Unternehmerberater und seit 15 Jahren in der Geschäftsführung von Kulturunternehmen. Er hat die Erfahrung von mehr als 140 Projekten zur Neuorganisation und Reorganisation innovativer Unternehmen und verfügt über Know-how in Turnaround und Sanierung, dem Aufbau innovativer Geschäftsmodelle und der Initialisierung von Unternehmertum bei Führungskräften und Mitarbeitern. Aktuell ist er Geschäftsführer der Musikkultur Rheinsberg gGmbH.