Die Deutsche Oper am Rhein (DOR) ist eine vielseitige und lebendige Institution. Mit ihren zwei Hauptspielstätten in Düsseldorf und Duisburg, sowie diversen temporären Spielstätten gehört sie zu den großen Kulturinstitutionen in Nordrhein-Westfalen. An der DOR arbeiten über 600 Menschen aus rd. 40 Nationen, darunter Deutschlands größtes Sängerensemble, das Ballett am Rhein, und der Opernchor. Die DOR arbeitet mit zwei Partnerorchestern zusammen, den Düsseldorfer Symphonikern und den Duisburger Philharmonikern.
Parallel zu großen Zukunftsprojekten, wie zum Beispiel dem Neubau des Opernhauses in Düsseldorf, hat die Theaterleitung entschieden, gemeinsam mit den Mitarbeitenden die Fragen nach dem „Warum?“ und dem „Wofür?“ zu stellen: Warum ist es wichtig, dass es die DOR gibt? Wofür steht die DOR künstlerisch, aber auch als Arbeitgeberin? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, hat METRUM gemeinsam mit der DOR einen partizipativen und zugleich fokussierten Leitbildprozess entwickelt und umgesetzt.
Gerade bei einem Leitbild ist es wichtig, viele verschiedene Perspektiven zu hören und zu berücksichtigen: Am Ende sollen sich alle mit dem fertigen Text identifizieren können. Zugleich war der (zeitliche, finanzielle etc.) Rahmen des Projekts gesetzt. Innerhalb dieses Rahmens sollte ein Leitbild erarbeitet werden. Um das Spannungsfeld von breiter Mitwirkung und zielorientierter Zusammenarbeit zu navigieren, haben wir mit unterschiedlichen Grundsätzen gearbeitet und daraus konkrete Instrumente abgeleitet:
- Unterschiedliche Gremien für spezifische Aufgaben
Zwei zentrale Gremien haben das Projekt begleitet. Einerseits wurde eine Steuerungsgruppe eingerichtet. Besetzt mit Leitungspersonen aus der DOR und Vertreter:innen der kommunalen Träger, war es ihre Aufgabe, das Projekt insgesamt zu steuern. Hier wurde der Zeitplan abgestimmt, das weitere Vorgehen besprochen und sichergestellt, dass die Schnittstellen unseres Projekts mit weiteren Strategieprojekten und Entscheidungen konform gehen. Andererseits gab es eine intern besetzte Redaktionsgruppe. In ihr kam die fachliche Expertise zusammen, die es brauchte, um einen ansprechenden, mit der Kommunikationsstrategie der DOR kompatiblen und verständlichen Text zu entwickeln.
- Beteiligung konsequent im Projektdesign verankern
Unserer Einschätzung nach entsteht das Gefühl der Beteiligung dann, wenn es zu unterschiedlichen Zeitpunkten möglich ist, die eigenen Perspektiven mit in das Projekt einzubringen. Es gab darum über das gesamte Projekt neben den Gremiensitzungen drei Formate, bei denen alle Mitarbeitenden eingeladen waren, sich einzubringen.
In der ersten Workshoprunde ging es primär um den offenen Austausch. Unterstützt durch rd. 70 Mitarbeitende aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen konnten wir ein vielseitiges Bild auf die DOR, ihre Wirkungsabsichten, ihr Werteversprechen und die sie leitenden Handlungsgrundsätze werfen. Erfolgskriterium für den offenen Austausch waren verschiedene Kreativmethoden, die einerseits das offene Denken förderten und andererseits sicherstellten, dass auch unterschiedliche Personen zu Wort kamen.
In der zweiten Workshoprunde wurden den Mitarbeitenden Prototypen einer Struktur und mögliche Textbausteine des künftigen Leitbildes vorgestellt. Diese wurden dann in Kleingruppen kritisch diskutiert und bepunktet. Von dem so erarbeiteten, differenzierten Stimmungsbild ausgehend, konnten wir einen weiteren Prototyp entwickeln.
Das letzte offene Format war der Release des fertigen Leitbilds. Hier wurde das gemeinsam Geschaffte präsentiert, erläutert und diskutiert. Es wurden aber auch konkrete Verbesserungsmöglichkeiten und -projekte gesammelt, die dazu beitragen können, die DOR näher an das im Leitbild beschriebene, grundsätzlich erreichbare Idealbild zu bringen.
- Mitwirkung und Mitentscheidung differenzieren
In allen offenen Formaten wurde kommuniziert, dass es darum ginge, unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen, den kritischen Austausch zu fördern und Argumente auszutauschen. Es sollten aber keine Entscheidungen getroffen werden. Die Aufgabe von METRUM war es, die Ergebnisse der Workshoprunden so zusammenzufassen, dass sie der Redaktionsgruppe als Arbeits- und Entscheidungsgrundlage dienten. Die Redaktionsgruppe war dann das Gremium, welches den Text in mehreren Prototypen immer weiter schliff und inhaltliche wie stilistische Entscheidungen traf. Die Entscheidung über die Ausformulierung des Leitbilds wurde also von der Projektsteuerungsgruppe an das fachlich qualifizierte Gremium, die Redaktionsgruppe, delegiert. Schließlich beschloss die Projektsteuerungsgruppe den finalen Entwurf des Leitbilds.
Wir freuen uns, dass das Leitbild kurz nach der Entscheidung des Stadtrats Düsseldorf, den internationalen Architekturwettbewerb für das „Opernhaus der Zukunft“ zu starten, veröffentlicht werden konnte und den Intendanzfindungsprozess unterstützte.
Bei METRUM haben das Projekt Meike Schlicht, Theresa Schnell und Leopold Lorenzoni bearbeitet.